He-Man New Adventures
"Eine Ära für sich"

Bevor die eigentliche Einleitung beginnt möchte ich mich gerne erstmal an planeteternia.de bedanken. Seit dem ich mit den Sammeln von NA begonnen habe war die Webseite und das Forum mein erster Bezugspunkt zu NA und alles anderen was MOTU betroffen hat. Eine tolle Webseite vom Umfang her, genau wie über die ständigen aktuellen News. Ich bin dort immernoch aktiv und wer mich gerne kontaktieren möchte ist dort mein Username: svenrost . Ein weiterer Dank geht an He-man.org wo ich weitere Informationen sammeln konnte was hinaus über die Figuren und Fahrzeuge ging aber mehr in Richtung Merchandise zu NA. Leider ist grayskullmuseum.com offline wo es auch noch geballtes Wissen über NA gab.

  • Quelle: den Originalartikel hierzu findet Ihr hier: Planeteternia.de (ich habe manche Fotos weggelassen)

He-Man – Anfang und Ende der Neuen Abenteuer

PE widmet sich dem kontroversesten Kapitel in der Geschichte He-Mans! Wie kam es zu diesem drastisch veränderten Relaunch, warum scheiterte das Konzept, und was waren seine positiven Aspekte? Das und vieles mehr erfahrt ihr im ersten Hauptbericht.

Wenn Mattel in den Augen vieler He-Fans je ein Verbrechen beging, dann war es die Tat, He-Man und Skeletor in die Tiefen des Weltalls zu schicken. Ob es nun um Toyline oder Cartoon geht, die Reihe – welche simpel nach ihrem Hauptcharakter „He-Man“ genannt wurde – stösst selbst heute noch häufig auf Ablehnung. Bis vor wenigen Jahren hatte die bloße Erwähnung der „New Adventures of He-Man“ (so der Name der Zeichentrickserie) in Internetforen die Wirkung eines roten Tuches auf einen Stier. Offenkundige Feindseligkeit war an der Tagesordnung, und so fristete die Reihe lange Zeit ein Schattendasein in der Historie der Masters of the Universe. Doch wie kam es überhaupt dazu, welche Gründe bewegten Mattel dazu, einen Nachfolger der Vintage Reihe zu erschaffen, der sich von seinem Vorbild kaum drastischer hätte unterscheiden können?

Mattel schickt He-Man ins All
Im Gegensatz zur Meinung mancher Fans fand der Wechsel zur neuen Reihe nicht als fließender Übergang statt. Zwar stimmt es, dass beispielsweise das deutsche MotU Comicmagazin von Ehapa nahtlos binnen eines Monats auf die Abenteuer der „Neuen Dimension“ (so der dt. Beiname) wechselte. Allerdings wurde dies bedingt durch die Langlebigkeit des Magazins sowie seines britischen Pendants, wo die abgedruckten Geschichten ebenfalls erschienen. Bis dahin hatte die Masters Toyline bereits ihr Ende gefunden. 1987 war mit Wave 6 die letzte Auslieferung neuer MotU Spielzeuge in den Staaten erfolgt (1988 erschienen noch in Italien und wenigen anderen europäischen Ländern mit je zwei Riesen- und Laser-Figuren bereits produzierte Nachzügler in kleinerer Menge), und die Toyline war längst durch Marktübersättigung und die starke neue Konkurrenz u.a. in Form der Ninja Turtles zum Untergang verurteilt. Bei Mattel plante man zunächst eine Revitalisierung in Form der Powers of Grayskull Reihe, welche thematisch und gestalterisch eng mit dem bisherigen Konzept zusammen hing. Aber gerade wegen dieser Ähnlichkeit wurde das ganze im nahezu letzten Moment abgeblasen. Mattels Befürchtung lag wohl darin, dass Powers of Grayskull zu sehr auf plattgetretenen Spuren wandelte und daher die Kunden „neue“ Spielzeuge eines alten Konzeptes ablehnen würden. So beschloss man, sich völlig von den Masters abzuwenden.
Aber auch die neuen Reihen und Hoffnungsträger BraveStarr und Captain Power erwiesen sich als Flops und hielten beide nur ein Jahr durch. Es wurde für Mattel immer enger im Bereich der „Boys Toys“, und die Firmenleitung wollte ein kräftiges Zugpferd, um auf dem Actionfiguren-Markt wieder Fuß zu fassen. Wie der damalige Aufsichtsratsvorsitzende von Mattel, John Amerman, erklärte war der Name „He-Man“ trotz Ende der Masters of the Universe weltweit noch immer populär, und so wies er seine Mitarbeiter an, schnellstmöglich eine Toyline zu kreieren, welche zwar mit He-Man (und Skeletor) aufwarten, sich ansonsten aber so weit wie möglich von den Masters entfernen sollte.
Das Problem war nun, dass sowohl Mattel´s Designgruppe als auch das Marketingteam einen derart schnelle Wiedereinführung für viel zu früh erachteten, denn immerhin verband man He-Man nach wie vor eng mit der vor Muskeln und Monster strotzenden Fantasywelt. Amerman und das Mattel Managment bestanden jedoch auf den Relaunch, um endlich auch wieder auf dem Markt der Actionfiguren punkten zu können. Den Designern um Roger Sweet – welcher He-Man „erfunden“ und die alte Toyline ab Serie 3 bis zu ihrem Ende betreut hatte – fiel nun die Aufgabe zu, etwas „völlig neues“ zu kreieren. Dabei enstanden Konzepte wie He-Man in einer futuristischen Militärumgebung, doch dies wurde wie auch alles andere abgelehnt. Nach sage und schreibe 13 abgewiesenen Entwürfen zu neuen Toylines mußte Sweet schließlich seinen Hut nehmen und wurde von Mark DiCamillo ersetzt. Unter dessen Leitung entstand nach vier weiteren abgelehnten Vorschlägen nun letztlich das „New Adventures“ Konzept, welches He-Man in die Weiten des Alls beförderte. In seinem Buch Mastering the Universe beschreibt Roger Sweet diesen neuen He-Man als „halb Mensch, halb Affe, der ebensogut ein gelegentlich trainierender Mattelmitarbeiter sein könnte“, und das SciFi-Konzept als „bewährt, aber ausgelutscht“.
Letzteres traf zumindest für den Spielzeugsektor jener Zeit durchaus zu, jedoch sollte man beachten dass Mr. Sweet generell äußerst negativ zu allem rund um He-Man eingestellt ist, was nicht von ihm selbst kreiert oder unter ihm als Abteilungsleiter geschaffen wurde. So findet er für die 200x-Reihe ebenso wenige gute Worte wie für die Figuren der ersten Classicreihe, welche ohne seine Mitarbeit entstanden sind. Was Roger Sweet übersah war dass seine Vorgesetzten nun einmal gezielt wollten dass sich die neue Toyline und die alten Masters nahezu kaum ähnelten. Wie er selbst zugibt, wurden die neuen Figuren zudem auch aus Kostengründen verschmälert, um höhere Ladenpreise zu vermeiden. Und während die NA-Charaktere im Vergleich zu den MotUs schmächtig wirkten, konnte man umgekehrt argumentieren dass der neue He-Man durchtrainiert, der alte hingegen mit Steroiden vollgepumpt wirkte.
Der Anfang war jedenfalls gemacht, die Maschinen setzten sich in Gang und Mattel machte sich daran, He-Man ganz neu wieder groß rauszubringen. Unter Leitung von DiCamillo waren u.a. Dave Wolfram und Dave McElroy an der Gestaltung der Toyline beteiligt. Aber auch Mark Taylor – der maßgeblich für die Designs der MotU Spielzeuge in den ersten beiden Jahren verantwortlich war – wirkte mit, während eine japanische Firma etliche der Actionfeature-Mechanismen ersann.

Neue Abenteuer: In TV, Comic und Spielzeugläden
Es grenzt klar an Ironie, dass die Designs des neuen He-Man und Skeletor auf Figuren eben jener Toyline basieren, von der sich Mattel so stark abgrenzen wollte. Selbst ein Blinder kann feststellen, dass sich die Designer klar an den Figuren Laser-Power He-Man und Laser-Light Skeletor orientierten, denn bereits hier trug der Held eine grüne Klinge und der Schurke wirkte wie ein Cyborg (um nur zwei Ähnlichkeiten zu nennen). Mit diesen beiden an der Spitze startete Mattel 1989 seinen Angriff auf die Kundschaft. Zunächst erschienen im Rahmen dieser lediglich He-Man getauften Reihe drei verschiedene 2-Packs (je mit Dem Titelheld und einem der drei „Evil Mutants“), ehe wenig später mit je drei Helden und Schurken, einem Playset und vier Fahrzeugen sowie dem elektronischen Zauberschwert für Lifespiele Serie 1 in die Spielwarengeschäfte gelangte. Den Figuren lagen sogar insgesamt vier Minicomics bei, und innerhalb der folgenden Monate erschienen auch noch zwei Zubehörsets. Mattel fuhr ein beachtliches Gebot auf – und das galt auch für andere Medien!
Mit insgesamt 65 Episoden brachte Jetlag Productions „The New Adventures of He-Man“ als Zeichentrick auf die Mattscheibe, während weltweit Werbemagazine und Comics produziert wurden und in einigen europäischen Ländern sogar noch ein Sonderhörspiel produziert wurde, welches He-Man beilag. Leider gelangte man in Übersee nicht in den Genuß der nur kurzzeitig beigelegenen Minicomics, was angesichts der Beliebtheit von Hörspielen wenig ausmachte. Egal um welches Medium es sich aber auch handelte, stets wurde zu Beginn die Geschichte erzählt, wie He-Man und Skeletor Eternia überhaupt verlassen und in die Weiten des Alls entschweben. Wie bei den Masters ließ Mattel jedoch auch bei der neuen Reihe die Zügel recht locker, infolgedessen insgesamt drei Versionen dieser Anfangsgeschichte entstanden, die man hierzulande wohl in folgende Kategorien einteilen könnte: Minicomic, Zeichentrick und Ehapacomic.
Die weltweit bekannteste Version ist natürlich die des Zeichentricks. Hier werden Hydron und Flipshot in die Vergangenheit geschickt, um von dort Hilfe im Kampf gegen die Mutanten zu finden. Die beiden finden sich auf Eternia wieder, wo Skeletor versucht, sich als Held darzustellen um in die Zukunft gebracht zu werden. Letztlich bleibt den beiden keine andere Wahl, sowohl ihn als auch He-Man mit sich zu nehmen. Äußerst wichtig ist hier, dass sich Prinz Adam kurz vor seiner Reise in die Zukunft seinen Eltern als He-Man zu erkennen gibt, seine Doppelidentität aber auch auf Primus aufrecht hält und via Telepathie mit der Zauberin in Kontakt steht.
Letzteres hatte man von den Minicomics übernommen, welche gewissermaßen als Rohgerüst für den Zeichentrick dienten. Hier suchen Hydron und Flipshot jedoch gezielt nach He-Man. Durch einen Trick Skeletors entziehen sie Castle Grayskull seine Energie, wodurch sich Prinz Adam nicht mehr verwandeln kann. Erst nachdem es ihm gelingt, zusammen mit Skeletor auf das Starship gebeamt zu werden, kann er sich verwandeln. Hierdurch erfährt Skeletor von der Doppelidentität seines Feindes, wird aber zugleich schwer verletzt und heilt sich selbst mittels bionischer Implantate, nur um bald darauf die Mutanten zu seinen neuen Handlangern zu machen.

Namenswirrwarr & Neuzugänge
Eine recht verwirrende Sache spielte sich von Beginn an mit den Namen der NA-Spielzeuge ab, denn aus unerfindlichen Gründen beschloss Mattel in Europa, etliche von ihnen einfach umzutaufen. So wurde beispielweise aus dem Terroclaw der Terrapod, oder aus Flipshot ein Icarius. Solche Namensänderungen waren freilich auch bei den Masters aufgetreten, wodurch He-Man in Frankreich zu Musclor wurde, und das ganze diente seinerzeit einfach dazu, den jeweiligen Ländern die Aussprache der Namen zu erleichtern. Bei den New Adventures greift dieses Argument jedoch nur begrenzt, denn auch wenn ein Tuskador für den Franzosen vielleicht als Inzysor wohlklingender sein könnte, wäre ein Sagitar sicherlich leichter auszusprechen als ein Tharkus. Wahrlich, man ließ in der Tat die Zügel sehr locker auf dem alten Kontinent. Glücklicherweise blieb das Namenswirrwarr im Zeichentrick jedoch stets begrenzt. Lediglich der Mutant Butthead mußte bereits in den USA (und somit auch in Übersee) in das englische ´BH´ gekürzt werden, da man befürchtete dass Eltern Anstoss am „Arschgesicht“ nehmen könnten. Jaja, das waren noch Zeiten.

US-Name EU-Name
Flogg Brakk
Slushead Kalamarr
Flipshot Icarius
Tuskador Insyzor
Artilla Weaponstronic
Spinwit Tornado
Quakke Earthquake
Sagitar Tharkus
Terroclaw Terrapod
Shuttle Pod Shuttle Pod
Doomcopter Skullcopter
Terrotread Dread Tread

Im Folgejahr (1990, ganz richtig) legte Mattel mit Serie 2 insgesamt vier Helden, fünf Schurken und ein zweites Playset nach. Interessanterweise wiesen einige der Charaktere frapierende Unterschiede zu ihren besonders in den UK-Comics verwendeten Pendants auf. So war Vizar ursprünglich als kaukasischer Kämpfe mit rotem Cape geplant, während Hoove kaum Ähnlichkeiten zur Endversion aufwies. Härter traf es einen Mutant namens Crystoll – lediglich seine Rüstung wurde für den Charakter Karatti übernommen. Ein etwas anderes Schicksal musste Lizorr dulden, welcher zwar im europäischen Raum (insbesondere Großbritannien), nicht aber in den USA erschien und dort somit bis heute einen gewißen Seltenheitsstatus besitzt.


Darius – Prototyp & plastikgewordene Legende
Einen nahezu legendären Status erreichte Darius. Dieser Charakter trat in annähernd jeder europäischen NA-Geschichte als einer der wichtigsten Protagonisten auf und sollte als fünfter Held in Serie 2 erscheinen. Mattel zeigte ihn auch auf den Verpackungsrückseiten, und der Ehapa Verlag verloste sogar zehn Exemplarer der Figur in einem Gewinnspiel – tatsächlich aber wurde Darius niemals für den Einzelhandel produziert! Ursache des Ganzen war das Actionfeature, welches bei Drehung der Hüfte den Arm rotieren lassen sollte – doch dazu gleich mehr. Bis heute weigern sich dennoch viele Sammler zu glauben, dass die Figur wirklich nie erschien. Immerhin war die Figur sogar in Prospekten und dem ersten deutschen Werbeheft zu sehen, und im Lauf der Jahre wurde Darius sogar mehrfach auf eBay angeboten.


Leider ist alles Lug und Trug, denn in Wahrheit fertigte Mattel lediglich Prototypen und Test Shots in zwei verschiedenen Ausführungen an. Einer davon weist sein blaues Cape und einen ausgestreckten Arm auf, während der andere einen gekrümmten Arm und kein Cape hatte. Letzterer Prototyp ist im deutschen Werbeheft zu sehen, während die ersten Version im Ehapa Gewinnspiel abgebildet wurde. Was die Gewinner im übrigen tatsächlich erhalten haben ist ungewiß, allerdings dürfte es wohl einfach eine andere Figur gewesen sein. Und jene Meldungen, nach denen der Cousin eines Schulfreundes einen Jungen aus der Parallelklasse kannte, welcher Darius wirklich besaß? Leider trügt auch hier schlichtweg die Erinnerung, denn wenn Darius selbst in kleiner Auflage produziert worden wäre, so beliefe sich diese auf mindestens einige hundert Exemplare, von denen mindestens eines mittlerweile wenigstens vor die Kameralinse eines Sammlers geraten wäre. Somit bleibt die Darius Actionfigur eine Mythos.

„Abbildung : Quelle: IcariusOnFire „

Dabei sind besonders in den letzten Jahre einige durchaus als sensationell zu erachtende Dinge ans Tageslicht gekommen. Tatsächlich ist es dem FaNAtic und User IcariusOnFire gelungen, einen Darius Test Shot von Martin Ariola selbst zu erwerben und im Anschluss auch noch von Dave Wolfram in den seinerzeit vorgesehenen Farben nachbemalen ließ. Dabei wurden auch die genaueren Hintergründe beschrieben, warum Darius nicht für den Handel produziert wurde. Die bereits erwähnte japanische Firma hatte das Actionfeature in einen sogenannten 2-Up Prototyp eingebaut – eine Figur, die doppelt so groß war wie das Endprodukt werden sollte. Als der Mechanismus der normalen Figurengröße angepasst wurde, bestanden die Einzelteile noch aus Metall, sollten aber für die Massenproduktion aus Plastik gefertigt werden. Mit Plastikelementen funktionierte der Mechanismus jedoch nicht mehr einwandfrei und verhakte sich. Nach einigen Versuchen musste man auch bedingt durch den Zeitdruck die Figur verwerfen, und wodurch Darius auch für den Cartoon gestrichen wurde. Somit sind dank IcariusOnFire heute zumindest endlich die näheren Hintergründe klar.

„Abbildung : Von Dave Wolfram bemalter Test Shot (Quelle: IcariusOnFire)“

Trotz „Rückkehr zu den Wurzeln“: Die New Adventures scheitern
Mit dem Jahr 1991 kam Serie 3 in die Läden und somit je drei weitere Helden und Mutanten sowie vier Vehikel (oder eher drei plus eine „Deluxe“-Figur) und Skeletor´s Stab als Lifeactionwaffe. Zu dieser Zeit aber war Mattel bereits klar geworden dass ihr neues Zugpferd extrem lahmte. Nicht nur, dass sich die New Adventures nicht gegen die übermächtigen Ninja Turtles behaupten konnten, sie machten auch gegen andere Reihen kein gutes Bild und wurden von den Kunden schlichtweg abgelehnt. Wie Roger Sweet erklärte, hatte sich in Serie 1 das elektronische Schwert besser als alle übrigen NA-Toys zusammen verkauft, was für sich gesehen nicht schlecht gewesen wäre, wenn nicht die gesamte Toyline dadurch weit unter Mattel´s hohen Erwartungen blieb. Serie 2 war zu jenem Zeitpunkt bereits in Produktion, und so mußten sich die Designer für Serie 3 schnell etwas überlegen, um den Karren dennoch aus dem Dreck zu ziehen. Und hier schlug erneut die Schicksalsironie zu.
Während einige Spielzeuge wie Spinwit nach dem bisherigen Schema bereits konzipiert und auch vollendet waren, veränderte man den Körperbau der übrigen fünf Figuren grundlegend. Statt drahtiger Recken schuf man nun weitaus muskulösere Typen in leicht gebückter Haltung, die trotz der Kniegelenke bestehen blieb. Kurzum: Mattel versuchte verzweifelt, die NA Figuren an Haltung und Körperbau der alten Masters anzugleichen! Selbst das Managment hatte endlich begriffen dass ein Produkt namens He-Man jeden Kunden unweigerlich an die erst vor wenigen Jahren erschienenen Muskelprotze mit ihren Schwertern und Äxten denken ließ. Angesichts dessen war es völlig logisch dass die New Adventures Figuren (gelinde ausgedrückt) befremdlich auf den Konsument wirken mussten. So näherte man sich also wieder der alten Statur, gab den Figuren statt Laserpistolen nun lieber hier und da auch eine Axt, und gestaltete die Actionfeatures visuell klarer erkennbar. Auch Serie 4 – gleichsam bestehend aus je drei Helden und Schurken sowie zwei Lifeaction Spielzeugen – wurde 1992 nach diesem Schema umgestaltet, wodurch von den letzten zwölf Figuren lediglich noch Spinwit zu den schlankeren Serien 1 und 2 passt.
Ob sinnvoll oder nicht, dieser Rettungsversuch kam viel zu spät für He-Man & Co. Die Kundenresonanz war und blieb einfach zu gering, und so gab auch Mattel endgültig auf. Serie 4 wurde nur noch in vergleichsweise geringer Stückzahl produziert, wobei manche Spielzeuge nur in bestimmten Ländern erschienen (und noch heute äußerst schwer erhältlich sind). Im letzten deutschen Werbeheft wurde den Hot Wheels beinahe schon mehr Platz eingeräumt als den New Adventures, und das jahrelang bestandene Ehapa Comicheft hatte man bereits nach sechs NA-Ausgaben mit der Nummer 10/89 eingestellt. Erstaunlicherweise versuchte es der Bastei Verlag im Jahr 1991 noch einmal, schaffte es aber in 14 Monaten auch lediglich auf sieben Ausgaben, in denen zum Schluß gar keine NA-Geschichten sondern alte Masters Comics abgedruckt waren!
Angesicht dieses Abgangs war es den FaNAtics dennoch gegönnt, wenigstens in zwei Medien einen würdigen Abschluß zu erhalten. Die Zeichentrickserie endete mit nichts geringerem als der totalen Kapitulation der Bösen Mutanten und Skeletor´s Verbannung ins All – immerhin durfte das Skelettgesicht sich den Shuttle Pod mit einer netten Mutantin teilen. In der letzten Ehapa-Geschichte wiederum erkannte Flogg (bzw. Brakk) durch He-Man, dass der Kampf die Zerstörung für beide Seiten bedeuten würde, und machte sich daran, die Mutanten und Skeletor zum Frieden zu bewegen.

Was noch hätte sollen sein: Konzepte, Pläne und Prototypen
Trotz des Endes der New Adventures Reihe hatte man sowohl für die Spielzeug- als auch die Zeichentrickreihe dennoch einige weitere Dinge im Voraus geplant, die nun unter den Tisch fielen.
An der Toyfront schafften es die Galactimytes und Gleanons sogar noch in einige Werbekataloge. Die gnomenhaften Cartooncharaktere waren für die Toyline als 2-Packs mit Waffen und Rüstungen gedacht. Selbige sollten nicht nur untereinander austauschbar sein, sondern die Rüstungen auch abgeschlagen werden können. Jedoch gibt es selbst unter FaNAtics nur wenige, welche solche 2-Packs gerne im Handel gesehen hätten.


Sehr wahrscheinlich ist, dass Mattel weitere Versionen von Optikk und Kayo geplant hatte, wie auch neue Figuren anderer Charaktere in Serie 4 erschienen waren. So basierten die gegen Ende der Zeichentrickreihe mit neuen Waffen ausgestatteten Kämpfer tatsächlich auf Mattel-Figuren wie Too-Tall Hoove. Im Cartoon waren nun auch Optikk und Kayo mit an ihre Rüstungen angebrachten Raketenwerfern und Blastern zu sehen. Daher ist es naheliegend, dass Mattel diese zwei Charaktere als Figuren plante, aber durch das Scheitern der Toyline nicht weiterentwickelte. Tatsächlich tauchte in jüngerer Vergangenheit ein aus Resign gefertigter, handbemalter Prototyp auf, dessen Statur zu den Serie 4 Figuren passt und dessen Gesicht große Ähnlichkeit mit der ersten Vintage He-Man Figur aufweist. Während Helm und Flecktarnbemalung eher an Mattels militärartiges H.E.M.A.N. Entwürfe vor Umsetzung der New Adventures Toyline erinnern, sind an den Schultern drehbare Stangen angebracht, was sehr stark an Kayos Schulterkanonen erinnert und klar zeigt, dass Mattel diesbezüglich konkrete Pläne hatte.

„Abbildung : Bildquelle: andreathecat@yahoo.com“

Gleichermaßen interessant ist Mara, die in ihrem späteren Cartoondress als Galactimyte-Botschafterin geplant war. Die Figur, von der immerhin sogar ein bemalter Prototyp hergestellt wurde wäre die erste weibliche NA-Figur gewesen. Als Actionfeature war ein im Brustbereich drehbarer Oberkörper geplant, wodurch der locker am Kopf angebrachte Pferdeschwanz „zugeschlagen“ hätte. Ob auch eine Figur von Crita als Pendant geplant war, ist hingegen völlig ungewiss.

„Abbildung : Mara Prototyp“

Stattdessen kündigte Mattel zwei Kinderwaffen in Form des Bow-Blaster und der Blow-Zooka an. Ersterer war in Form einer Armbrust zum Abschuss von Schaumstoffkugeln fähig, während man letzteres wie ein übergroßes Blasrohr benutzen sollte. Auch diese beiden Spielzeuge erschienen nicht, könnten allerdings im Lauf der Zeit im Zuge einer anderen Mattel Reihe recycelt worden sein. Diese Hoffnung besteht für das Super Power Sword leider nicht, welches neben Sound- und Lichteffekten eine ausfahrbare Klinge besaß und He-Man´s Schwert etwas ähnlicher sah als das normale Kinderschwert.


An der Zeichentrickfront hingegen konnte Jack Olesker seine Pläne für eine zweite Staffel nicht verwirklichen. Dabei waren diese überaus interessant, denn hier hätte sich das Geschehen wieder nach Eternia verlagert, womit sich zu den NA-Charakteren auch die alten Masters-Recken gesellt hätten. Ob die Fans aber davon begeistert gewesen wären, dass Man-At-Arms während He-Man´s Abwesenheit zum Schurken geworden und König Randor entthront hätte, ist fraglich.
Eine kleine, inofizielle Renaissance konnten manche Toys ein Jahr später verbuchen. Zum Sly Stallone Film Demolition Man produzierte Mattel im Jahr 1993 passende Toys, und bemalte dafür Formen von He-Man Tatarus, Vizar, Flipshot, Nocturna und den Bolajet um! Böse Zungen mögen es als „Gerechtigkeit des Schicksals“ bezeichnen, dass diese Recycling-Toyline völlig floppte. Somit verschwanden die New Adventures endgültig in der Versenkung.

Die New Adventures als Teil der MotU Classics
Auch heute noch wird He-Mans Ausflug ins All als großer Reinfall angesehen, und in der Tat erreichten die New Adventures bei weitem nicht das, was Mattel sich von ihnen versprochen hatte. Von einem Totalflop sollte man dennoch nicht sprechen. So schaffte es die Zeichentrickreihe auf eine beachtliche Episodenanzahl, von der die 200x-Masters nur träumen können. Die Spielzeuge wiederum – obgleich so sehr anders als die Classic-Toys – sind wie auch der Cartoon häufig äußerst unterschätzt in ihrer Qualität und könnten so manchen überraschen. Nicht vergessen sollte man auch, dass es die Reihe auf beachtliche vier Serien brachte und ebenso viele Jahre durchhielt; auch hier schnitten die 200x-Masters nicht besser ab. Mittlerweile hat sich heimlich, still und leise auch die vormals äußerst kleine Gemeinschaft der FaNAtics zu einer festen Instanz gemausert, und nicht wenige von ihnen standen diesem Sammelgebiet anfangs sehr mißtrauisch gegenüber. Selbst die Four Horsemen kündigten zum Start der Masters-Ministatuen an, den ein oder anderen NA-Liebling in diese Reihe integrieren zu wollen.
Dazu kam es letztlich zwar nicht, aber mit Einführung der MotU Classics wurden auch die Neuen Abenteuer endlich wieder revitalisiert. Da NA eindeutig die unpopulärste aller He-Man Epochen ist, ging Mattel die Sache aber vorsichtig an und veröffentlichte für das Jahr 2010 nur den gemeinhim beliebtesten Charakter neu. Im Mai erschien Optikk begleitet von mitunter heftigen Diskussionen und verkaufte sich trotz aller Unkenrufe binnen 14 Minuten. Obgleich der Mutant nicht mit Fanlieblingen wie Trap Jaw mithalten kann, überzeugte er dennoch viele Fans davon, dass auch NA Figuren gut in den MotU Kosmis passen. Die Hintergrundgeschichte wiederum wurde leicht modifiziert, wobei sich erst in künftigen Biografien herausstellen wird, wie weit Mattel von der ursprünglichen Grundgeschichte abweicht. Weitere NA-Figuren im MotU Classics Stil sind nämlich bereits versprochen, und so wird im Jahr 2011 nach derzeitigem Stand zumindest ein Galaktischer Hüter erscheinen, um es mit Optikk aufzunehmen. Und auch He-Man wird im NA Dress nicht ewig auf sich warten lassen, wie an manchen Formen der im Januar erscheinenden Bow Figur zu erkennen ist.

Was bleibt
Es wäre zweifellos absolut unrealistisch, sagen zu wollen dass die New Adventures ein werksgetreuer und würdiger Nachfolger der klassischen Masters of the Universe waren. Man darf jedoch nie vergessen dass dies auch gar nicht Mattels Ziel war, sondern hier eine völlig neue und eigenständige Reihe ins Leben gerufen wurde, die von den populären Namen der beiden Hauptprotagonisten zusätzlich profitieren sollte. Dieses Vorhaben war einfach zum scheitern verurteilt, was aber die Qualität der Spielzeuge und Geschichten ungerechtfertigt schmälerte. Wer sich mit den New Adventures of He-Man befasst, braucht den Mut, sich von Altbekanntem zu lösen, damit er möglichst frei eine Reihe begutachten kann, die seiner Aufmerksamkeit durchaus würdig ist.


Ob man nun begeisterter FaNAtic ist, eine gewisse Sympathie empfindet oder völlig ablehnend eingestellt ist, fest steht dass die New Adventures fester Bestandteil des Masters-Kosmos sind, die Schwächen und Stärken hat wie sie auch die Classic-Masters aufweisen. Was sich hier findet, ist eine Reihe, die zur falschen Zeit unter falschen Rahmenbedingungen erschien und neben ihrem großen Vorgänger scheitern musste. Unter anderen Umständen, als eigenständige Serie ohne jeglichen Bezug zum Stärksten der Starken wäre sie möglicherweise weitaus erfolgreicher gewesen.
Auf jeden Fall hat sich dieser He-Man im All eine Würdigung verdient und kann nicht so leicht als „Schrott“ abgetan werden wie es manchem Vintage-Puristen lieb wäre. Seit einigen Jahren ist die Zeichentrickserie vollständig auf zwei US-DVDs erhältlich, und auch in bei den MotU Classics werden weitere NA Charaktere erscheinen. Vielleicht ist es für manchen an der Zeit, sich doch etwas eingehender mit diesem Thema zu befassen und jene Perlen zu entdecken, die sich den FaNAtics längst erschlossen haben.